Ich wollte so kurz vor der Bundestagswahl noch mal drauf hinweisen, das man die PP nicht wählen sollte.
Wer die Ziele der PP für wichtig hält, und dennoch eine wählbare Partei sucht, der sollte Grün wählen, da die meisten der Ziele der PP - aber bei weitem eben nicht nur diese kleine Menge an Thesen auch von den Grünen gestützt werden.
Eine Freundin von mir, die nicht weiß, was sie wählen soll und deshalb ihre Stimme mir als Nichtwahlberechtigten geschenkt hat, wird trotz Deiner teilweise nicht unberechtigten Einwände die Piratenpartei für mich wählen.
Ich sage Dir auch warum:
Schaut man sich das Abstimmungsverhalten der Grünen zum Zugangserschwernisgesetz an, wird klar, daß die Ziele der Piratenpartei von den Grünen nicht im selben Umfang bzw. mit demselben Nachdruck verfolgt werden. Auch läßt die Medienkompetenz bei den Grünen-MdBs ähnlich zu wünschen übrig wie bei den übrigen Parteien.
Ich persönlich halte es jedoch für wichtig, daß die Piratenpartei als Gegenpol hierzu im Bundestag installiert wird. Sie ist auch aus meiner Sicht kein Heilsbringer und bezüglich Professionalität noch weit von den etablierten Parteien entfernt, aber im Bereich Neue Medien den übrigen dafür deutlich überlegen. Die Neuen Medien sind für mein Leben allerdings sehr bedeutend, denn immerhin lebe ich davon. Mir ist dementsprechend sehr daran gelegen, im Parlament jemanden zu wissen, der die Neuen Medien versteht.
Daß die Partei aufgrund ihrer Jugendlichkeit noch sehr chaotisch ist, weshalb sie auf manche den Eindruck einer Spaßpartei macht, nehme ich in Kauf. Jede Partei war zu Anfang chaotisch. Das wird sich geben.
Eine Regierungsbeteiligung der Piratenpartei wünsche ich mir zum jetzigen Zeitpunkt - selbst wenn sie durch ein Wunder die dafür notwendigen Stimmen bekommen sollte - definitiv nicht. Dafür ist ihre Ausrichtung zu monothematisch und ihr Parteiprogramm gibt keine Antworten auf andere wichtige Fragen, das stimmt.
Ich sehe in Deutschland ohnehin, daß sowohl Bürger, aber auch - und vor allem - Politiker sich sehr schwer tun mit einer sich verändernden Parteienlandschaft. Für viele alte "Haudegen" war es eine Katastrophe, als die Linke in den Bundestag einzog und man plötzlich fünf Parteien hatte. Vielen wäre wahrscheinlich heute noch ganz recht, wenn neben der Linken auch die Grünen wieder verschwänden, damit es wieder nur drei Parteien und damit eine deutliche Mehrheitsbildung gäbe.
Wirft man nun mal einen Blick nach Nordwesten, muß es viele regelrecht grausen. Die Niederländer - die immerhin mit etwas über 16 Millionen Einwohnern insgesamt weniger als ein Viertel der deutschen Bevölkerung haben - haben sich nach der Wahl 2006 sage und schreibe 10 Parteien im Parlament geleistet.
Wenn nun 16 Millionen 10 Parteien brauchen, um die differenzierten Meinungen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu repräsentieren, dann erscheint es nahezu unmöglich, daß 5 Parteien die Meinung(en) von 80 Millionen repräsentieren können. Es spricht also rein statistisch überhaupt nichts dagegen, daß die Piratenpartei in den Bundestag einzieht, um die Meinung derjenigen zu vertreten, die Medienkompetenz für unheimlich wichtig halten, weil sie ihre Existenzgrundlage bilden.