Viele Unternehmen (auch im seriösen Bereich), sagen wir mal "schwindeln", manche mehr, manche weniger, je nach Qualität der Dienstleistung/des Produkts. Solange sich das in einem gewissen Rahmen bewegt und der Kunde nicht das Gefühl hat, über den Tisch gezogen zu werden, ist es wirtschaftlich gesehen auch vertretbar und sinnvoll. Ins Gegenteil kippt es erst, wenn der Kunde sich verscheißert fühlt.
Auf den Bereich Dating übersetzt: Wenn ein Anbieter weiß, daß auf seiner Plattform nahezu KEINE echten Personen registriert sind, gleichzeitig aber auf dem Portal dem User sehr deutlich den Eindruck vermittelt, es handele sich bei den registrierten um tatsächlich existierende Personen mit erotischen Interessen - dann ist das für meine Begriffe eine Überspannung des Bogens. Das ist so, wie wenn ich ins italienische Restaurant gehe und mir eine Pizza mit Schinken und Käse bestelle - und auf der Pizza landet dann dieser Instant-Schinken und Analog-Käse. WENN ich diese Differenz zwischen Versprechen und Realität rausfinde, fühle ich mich verarscht und betrogen und werde nie wieder in dieses Restaurant gehen.
Wenn eine Datingplattform reale Einträge hat und diese mit ein paar zusätzlichen Einträgen aufpeppt, wird der User das mit einer größeren Wahrscheinlichkeit nicht merken, weil die echten und die unechten Kontakte sich vermischen und er bei den unechten dann einfach nur denkt, Pech gehabt.
Soll heißen: Man sollte grundsätzlich das liefern, was man in der Werbung versprochen hat, denn sonst enttäuscht man die Erwartungen des Kunden und verliert ihn für immer. Das ist doch simple Werbepsychologie.
Ich denke auch, daß ein Kunde das Recht hat, das zu bekommen, was er bezahlt hat. Wenn ich ins Bordell gehe und dann nur eine Stripshow zu sehen kriege und sonst nix, dann gehe ich dort auch nicht mehr hin.
Ich verstehe auch nicht, wenn einige hier sagen, dann dürfte man im Erotikbereich gar nix mehr bewerben ... Das ist doch Unsinn. Man kann jede Menge bewerben. Es kommt aber bei einigen Sachen auch drauf an, wie ich es bewerbe!
Wenn ich Livecams und Amateure extensiv damit bewerbe, daß der User dort reale Ficktreffen findet, ihm praktisch den Eindruck vermittle, nahezu jede Frau dort sei auch real zu ficken, dann stimmt das nicht und wird den Kunden enttäuschen. Wenn ich jedoch den Hauptaspekt der Werbung auf den Sex via Webcam bzw. die privaten Pornos lege und nur beiläufig erwähne, daß einige Sender/Amateure auch User real treffen, dann entspricht das der Wahrheit und das Risiko einer Enttäuschung beim User ist geringer.
Auch bei den Content-PPs sollte man eben schauen, daß das PP dann wirklich die Inhalte bietet, die versprochen werden/wurden. Wenn da steht, einmal die Woche findet ein Update statt, dann muß das auch stattfinden. Den User damit anzulocken und dann nur einmal im Monat ein Update zu fahren, wäre fatal! So was schadet nämlich nicht nur dem PP, sondern der ganzen Branche.
Ein wunderbares Beispiel ist doch die Finanzkrise: Da haben einige Banken/Banker ihren Kunden exorbitant hohe und vor allem sichere Renditen versprochen. Dann ist das Schiff gesunken, die Kunden sind nicht nur enttäuscht, sondern hochgradig wütend und fühlen sich mehr als verarscht, sie fühlen sich betrogen (und zwar nach gesetzlicher Definition). Heute steht jede/r Bank/Banker auf der Welt unter Generalverdacht, auch wenn er/sie stets seriös gearbeitet hat. Dabei wäre das alles zu vermeiden gewesen, wenn man den Leuten vorher gesagt hätte, hohe Renditen möglich, ja, aber bei hohen Risiken bis hin zum Totalverlust. So hat die Unerhlichkeit einiger dazu geführt, daß eine ganze Branche einen immensen Ansehensverlust erlitten hat.
Deswegen bin ich persönlich der Meinung, daß man auch und vor allem im ohnehin schon skeptisch beäugten Erotikbereich den Bogen nicht überspannen sollte, sondern den Leuten sagen, was sie für ihr Geld kriegen. Wenn ein PP sich Datingportal nennt, aber fast nur Fake-Kontakte drauf hat, dann bewerbe ich es einfach nicht. Es ist ja nicht das einzige auf dem Markt. Dann suche ich mir eben dasjenige, das den größten Anteil echter Nutzer hat - und irgendein Angebot hat mit Sicherheit (auch) echte Nutzer, denn die Nachfrage seitens der User ist da. Es gibt Swinger in diesem Land und erotisch aufgeschlossene Paare, die sich via Internet mit anderen verabreden. Man muss also nur das entsprechende Portal finden.
Meine Aussagen beziehen sich übrigens nicht auf das Angebot Erotikdating!!! Ich kenne das Portal nicht, folglich kann und will ich dazu konkret nicht Stellung nehmen! Meine Aussagen sind allgemein gehalten.