Schwarzmarkt: Superprofite mit „Superlover“ | Brandenburg - Berliner Zeitung
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Wie ernst die Justiz den Fall nimmt, zeigt sich schon vor Prozessbeginn: Polizeiwagen stehen vor dem Gericht und die Prozessbeobachter werden nicht erst – wie sonst üblich – vor dem Gerichtssaal auf Waffen durchsucht, sondern gleich am Eingang des Hauses. An der Tür von Saal 8 sitzen zwei Wachtmeister mit schusssicheren Westen und Pistolen. Drinnen sitzen acht Angeklagte, die eher unscheinbar wirken.
Die eigentliche Anwerbung von Kunden übernahmen etwa 800 Helfer aus aller Welt. Sie wurden als sogenannte Webmaster angeheuert und sorgten dafür, dass die Kunden im Internet auch tatsächlich auf der Seite der Bande landeten. Die besten Webmaster lud die Bande zu Partys in Tschechien und der Ukraine ein. Dort bekamen sie nicht nur T-Shirts mit dem Logo „Pillendienst“ überreicht, sondern es standen auch Prostituierte für sie bereit.
Die Vorwürfe gegen sie sind massiv. Es geht um gewerbsmäßigen Betrug, um die Fälschung von patentierten Medikamenten, um Schmuggel, um massenhafte Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz, um Mitgliedschaft in einer kriminellen Bande, um Steuerhinterziehung, aber auch um irreführende Werbung im Internet. „Es geht darum, illegal eine Apotheke betrieben zu haben“, sagte Staatsanwalt Markus Nolte bei der Verlesung der Anklageschrift, die fast zweieinhalb Stunden in Anspruch nahm. „Die Angeklagten taten dies alles, ohne in irgendeinem Land diese Welt eine Zulassung als Apotheker zu haben.“
Wie hoch die Strafen ausfallen werden, ist unklar. Der Richter sprach von maximal zehn Jahren Haft, aber da fast alle Angeklagten voll geständig sind, wollen Anklage, Verteidiger und Gericht bei einer Art Deal klären, ob sie sich auf Strafen einigen können, um den Prozess abzukürzen.