Ich bin sicher nicht der allwissende Marketing-Guru, aber mir wird hier etwas zu viel zusammengewürfelt ...
1. Mir persönlich ist ganz egal, ob Hunderte, Tausende oder nur Dutzende Marketer von einer bestimmten Nische leben können. Ich bewerte eine Nische nach den Möglichkeiten, die sie mir persönlich mit meinen Kenntnissen, Interessen und Ressourcen bietet. Ist ist sie lukrativ genug, beackere ich sie.
Es mag schon sein, dass es im Adultbereich weniger kostenpflichtige Angebote als früher gibt. Im nicht-erotischen Bereich sieht es je nach Nische aber ähnlich aus. Manche sind härter und kleiner als andere und trotzdem können darin erfolgreich Einzelkämpfer bestehen.
2. Mir hinkt Thommys Vergleich mit den verschiedenen Sportarten zu sehr. Warum? Ein Sportler MUSS sämtliche Techniken seiner Sportart beherrschen, wenn er ernsthaft mit anderen auf seinem Niveau konkurrieren möchte. Er kann keine Werkzeuge einsetzen, die ihm Arbeit abnehmen. Das ist ja gerade der Sinn des Sports.
Als Marketer ist das anders. Es gibt inzwischen für nahezu jeden Bereich unzählige Tools unterschiedlicher Komplexität und Preisklasse, die einem einzelnen Marketer überhaupt erst erlauben, als einzelner Marketer Erfolg zu haben. Diese Tools ersetzen zunehmend das, wofür früher Mitarbeiter notwendig gewesen wären.
Insofern kann ich diesen Vergleich so nicht stehen lassen. Angenommen, ich wollte gegen den besten Kugelstoßer der Welt antreten. Müsste ich die Kugel selbst werfen, hätte ich absolut keine Chance. Dürfte ich dagegen eine von Profis entwickelte und vielfach getestete Maschine dafür einsetzen, deren Bedienung ich lediglich noch erlernen müsste und die ich vielleicht noch feinjustieren muss, dann würde ich sagen: Ja, definitiv, ich habe eine gute Chance, ihn zu schlagen.
Thommy hat es selbst gesagt. Derselbe Traffic: Die einen machen Verlust, die anderen Gewinn. Ich weiß von jemandem, der überaus erfolgreich mit Arbitrage arbeitet. Er kauft im größeren Stil Traffic bei Facebook und monetarisiert ihn als Publisher auf seiner Website mit Werbeanzeigen von anderen Netzwerken, hauptsächlich AdSense. Inzwischen betreibt er nach eigenen Angaben diverse solcher Websites und macht damit eine hübsche Stange Geld.
Hat er ein großes Team? Nun, inzwischen hat er nach eigener Aussage diverse Tätigkeiten ausgelagert. Aber das war nicht immer so. Er hat allein angefangen und alles erfolgreich alleine gestemmt. Betonung liegt auf erfolgreich! Durch diesen Erfolg konnte er überhaupt erst wachsen und Tätigkeiten auszulagern beginnen. Hat dieser Jemand einen technischen Hintergrund? Nein. Er ist Anwalt. Wie konnte er all das schaffen? Er nutzte und nutzt diverse Tools. Manche kostenfrei verfügbar, andere kostenpflichtig. Und er hat den Umgang damit erlernt.
Mehr als das hat er - und haben alle erfolgreichen Marketer und Blogger und Publisher da draußen - etwas gelernt, worüber mir in diesem Forum eindeutig viel zu wenig gesprochen wird: Er hat das Verhalten und die Interessen seiner Nutzer gezielt studiert, getestet, ausgewertet. Genau wie Thommy sagte: Der Unterschied liegt im Know-how.
Ich lese seit anderthalb Jahren etwa unheimlich viel über modernes Internetmarketing. Wenn es nicht eine globale Verschwörung gibt und alles erstunken und erlogen ist, dann haben all diese Autoren einige wichtige Dinge gemeinsam. Zuallererst arbeiten sie datenorientiert und kennen ihre Tools. Das ist wohl die wichtigste Gemeinsamkeit. Danach testen sie nahezu jeden Schritt ausgiebig und lernen darüber ihre Nutzer immer besser kennen.
Viele von ihnen nutzen auch Personas. Also typisierte Nutzer. Warum? Um sie psychologisch besser zu verstehen. Ihre alltägliche Lebenswirklichkeit möglichst plastisch vor Augen zu haben. Vor diesem Hintergrund entwickeln sie dann Strategien. Sie fragen sich, über welche Kanäle diese Nutzer am besten erreichbar sind und wie sie diese Kanäle anzapfen können.
Was mich grundsätzlich an vielen Diskussionen dieser Art bisher gestört hat, ist die Aufteilung von Spezialisierungen. Öfter war die Rede davon, dass sich Designer, Programmierer, Texter etc. zusammentun sollten.
Ich halte diese Spezialisierungen für grundverkehrt.
Ich denke, es wäre weitaus sinnvoller, sich nach Nischen zu spezialisieren und das für die jeweilige Nische erforderliche Handwerkszeug bestmöglich zu erlernen. Und damit meine ich eindeutig nicht Programmierung oder Grafikdesign etc. Wenn man das bereits kann oder es ein persönliches Interesse darstellt, super - dann schadet es definitiv nicht. Aber wenn die Zeit dafür fehlt oder es einem nicht liegt, dann schadet es auch nicht wirklich, es nicht zu können.
Warum? Weil es eben so viele Werkzeuge da draußen bereits gibt. Und die reichen für die allermeisten Fälle definitiv mehr als aus.
Ich halte es eben für viel, viel, viel, viel, viel wichtiger, die selbstgewählte Nische psychologisch voll und ganz durchdrungen zu haben. Wie ticken die Nutzer? Wo bewegen sie sich online? Wie komme ich an sie ran? Wie verkaufe ich ihnen die von mir beworbenen Produkte?
Brauche ich tatsächlich einen Designer, Programmierer oder Texter, gibt es diverse Portale dafür im Internet. Alle Quellen, die ich in den letzten anderthalb Jahren aufgetan habe, reden im Grunde immer über zwei Dinge: Die Psychologie von Nutzern und welche Contentformate wofür geeignet sind. Und mit welchen Werkzeugen ich meine Nutzer erreichen und ihr Verhalten auswerten kann.
Da ist nie die Rede davon, dass man unbedingt schreiben oder programmieren oder Grafiken gestalten können muss. Es schadet nicht, spart eventuell Zeit und/oder Geld. Aber es ist kein Muss. Definitiv ein Muss dagegen ist, meine Nutzer zu kennen und meine Werkzeuge.
Die erfolgreichen Kunden von Thommy tun genau das: Sie kennen ihre Nutzer. Und sie kennen ihre Werkzeuge. Die schießen garantiert nicht ins Blaue hinein, sondern haben sehr konkrete Vorstellungen, welche Anzeigen am besten funktionieren könnten. Und dann werten sie gezielt mit wahrscheinlich diversen Tools das Nutzerverhalten auf der Landingpage aus und optimieren diese bestmöglich. Und die Anzeigen genauso.
Ich bin nicht so pessimistisch wie Thommy. Ich glaube zwar auch, dass eine Konsolidierung im Adultbereich stattfindet und immer mehr Hobbyisten das Handtuch werfen werden. Aber ich denke gleichzeitig, dass noch an diversen Ecken Potenzial schlummert, das bislang keiner entdeckt und gehoben hat, weil niemand mit den richtigen Ideen und Werkzeugen rangegangen ist.
Kann natürlich sein, dass ich falsch liege. Das kann ich nicht einschätzen, weil ich nicht weiß, wie ihr arbeitet. Wie andere so arbeiten, die nicht in diesem Forum aktiv sind. Deshalb habe ich auch gefragt, was eigentlich ein Webmaster ist. Ich wollte mal eine Vorstellung kriegen, was in dieser Branche alles so gemacht und probiert wird.
Meine persönlichen Erfahrungen bei Recherchen sind bislang eher ernüchternd. Kaum jemand, der Prinzipien moderner Suchmaschinenoptimierung halbwegs konsequent umsetzt. Diejenigen wenigen jedoch, die es tun, konnte ich bei meinen Recherchen immer und immer wieder auf vorderen Plätzen für ganz gute Keywords finden.
Thema Keywords. Ich will wirklich niemandem zu nahe treten, aber neulich gab es eine Diskussion, ob es sich noch lohnen würde, auf "Sexcam" zu optimieren. Irgendwer meinte, er könne sich nicht vorstellen, dass das noch viel bringt. Ein kurzer Check bei Googles Keyword Planer Tool hätte ergeben, dass monatlich im Durchschnitt 27.000 User in Deutschland danach suchen. Ist das viel? Ist das wenig? Hängt vermutlich von der Perspektive ab - und wie gut man in der Lage ist, die eingehenden Nutzer zu konvertieren.
Jedenfalls hat laut Auswertung durch ein bekanntes SEM-Tool eine für dieses und ähnliche Kewords gut rankende Website monatlich etwa 19.000 Besucher. Ist das viel? Ist das wenig? Hängt auch wieder davon ab, was man aus diesem Traffic zu machen in der Lage ist. Meine Vermutung ist, der Betreiber macht recht viel daraus. Er hält sich nämlich an diverse Best Practices. Und erste eigene kleine Versuche nach demselben Prinzip haben eine überaus hohe Konversion für das eine oder andere Portal ergeben - inklusive prozentual hoher Umsätze.
Warum erzähle ich das jetzt so frank und frei? Weil mich diese Diskussion ein wenig schockiert hat. Es wurde dort gemutmaßt und geunkt und orakelt. Aber keiner hat das Keyword Planer Tool angeschmissen. Keiner hat das SEM-Tool befragt. Keiner hat sich die Top 10 bei Google angeschaut und nach verschiedenen Konversionskriterien bewertet. Das wäre meines Erachtens das einzig Sinnvolle gewesen - neben einem Test. Den Titan ja inzwischen wohl gestartet hat.
Oder irgendwer hat es getan und alles für sich behalten. So wie ich.
Bevor wir nicht alle so datenorientiert arbeiten und gemeinsam vor einem ähnlichen Hintergrund an Know-how und Erfahrungen die Chancen und Risiken bestimmter Nischen diskutieren können, so lange können wir nicht vernünftig kooperieren. Und wir müssen mehr miteinander teilen. Grundsätzlich tappen wir nämlich alle im Dunkeln. Nur eben an unterschiedlichen Stellen. Wenn wir Informationen teilen würden, könnten wir unsere Umgebung viel besser erkennen und gewinnbringende Strategien dafür entwickeln.
My 3 Cents. Ich wollte niemandem auf die Füße treten oder persönlich angreifen. Mir geht es rein um eine sachliche Diskussion und ich wollte meine Gedanken einbringen. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Aber bitte mit einem Mindestmaß an Daten und Evidenz.